Im Bereich SEO hat sich in den letzten Jahren viel getan. Neben klassischen Onpage-Optimierungen wie Keyword-Platzierung und Content-Qualität rückt die technische Nutzererfahrung immer stärker in den Fokus. Die sogenannten Core Web Vitals sind dabei ein zentraler Baustein. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und warum sollten gerade kleine Unternehmen diese Metriken kennen und optimieren?
Inhaltsverzeichnis
- Was versteht man unter Core Web Vitals?
- Warum sind Core Web Vitals so entscheidend?
- Unterschied zwischen Core Web Vitals und anderen SEO-Metriken
- Core Web Vitals optimieren
- Core Web Vitals testen – so prüfen Sie die technische Qualität Ihrer Website
- Core Web Vitals überwachen
- Warum Monitoring ein Teil Ihrer SEO-Strategie sein sollte
Was versteht man unter Core Web Vitals?
Core Web Vitals sind eine standardisierte Sammlung von Messwerten, die von Google definiert wurden, um die Qualität der Nutzererfahrung auf einer Webseite objektiv und messbar zu bewerten. Konkret geht es darum, wie schnell eine Seite lädt, wie schnell sie reagiert und wie stabil das Seitenlayout ist, während es geladen wird.
Diese Kennzahlen werden seit Mitte 2021 offiziell als Rankingfaktor eingesetzt, was bedeutet, dass Google Seiten mit guten Core Web Vitals tendenziell besser in den Suchergebnissen platziert.
Die drei zentralen Kennzahlen sind:
Largest Contentful Paint (LCP)
- LCP misst die Zeit, die vergeht, bis der größte sichtbare Inhaltsblock (zum Beispiel ein Bild oder ein Textabschnitt) auf der Seite geladen ist. Ein schneller LCP sorgt für das Gefühl, dass die Seite zügig sichtbar wird.
First Input Delay (FID)
- FID misst die Zeitspanne zwischen der ersten Nutzerinteraktion (z.B. Klick, Tippen, Scrollen) und der tatsächlichen Reaktion der Website. Eine niedrige FID sorgt für ein schnelles und reaktives Nutzererlebnis.
Cumulative Layout Shift (CLS)
- CLS bewertet, wie stark sich das Layout während des Ladens unerwartet verschiebt. Ein hoher CLS-Wert führt dazu, dass Nutzer z.B. versehentlich auf falsche Links klicken, weil sich Elemente verschieben.

Warum sind Core Web Vitals so entscheidend?
Viele kleine Unternehmen unterschätzen technische SEO-Aspekte, dabei sind gerade diese Faktoren oft der Schlüssel zu besserer Sichtbarkeit. Gute Core Web Vitals tragen dazu bei, dass Besucher länger auf der Seite bleiben, sich wohler fühlen und eher zu Kunden werden. Eine langsame oder instabile Webseite schreckt hingegen schnell ab.
Darüber hinaus hat Google angekündigt, dass die Nutzererfahrung neben hochwertigen Inhalten ein zunehmend wichtiger Rankingfaktor ist. Core Web Vitals sind hier eine messbare Größe, mit der Google beurteilt, wie benutzerfreundlich Ihre Website tatsächlich ist.
Unterschied zwischen Core Web Vitals und anderen SEO-Metriken
Während klassische SEO-Maßnahmen vor allem die Relevanz von Inhalten, Backlinks oder Meta-Tags bewerten, konzentrieren sich Core Web Vitals ausschließlich auf die technische Performance und die Nutzererfahrung. Das heißt: Selbst wenn Ihre Inhalte hervorragend sind, kann eine schlechte Core Web Vitals-Bewertung Ihr Ranking negativ beeinflussen.
Deshalb ist es für kleine Unternehmen sinnvoll, SEO ganzheitlich zu betrachten und neben Content auch die technische Seite wie Ladezeiten, Interaktivität und Stabilität ernst zu nehmen.
Woher stammen die Core Web Vitals Daten?
Google sammelt Core Web Vitals-Daten über das sogenannte Chrome User Experience Report (CrUX), eine Sammlung realer Nutzerdaten aus dem Chrome-Browser. Das bedeutet, die Werte basieren nicht nur auf Labortests, sondern auf tatsächlichen Erfahrungen von echten Besuchern.
Das macht Core Web Vitals zu einer realistischen und relevanten Messgröße für Ihre Website-Performance.
Was sind gute Core Web Vitals Werte?
Google gibt klare Zielwerte vor, um als „gut“ zu gelten:
- LCP ≤ 2,5 Sekunden
- FID ≤ 100 Millisekunden
- CLS ≤ 0,1
Wenn Ihre Seite diese Werte regelmäßig erreicht, wird sie in Google als benutzerfreundlich eingestuft.
Häufige Ursachen für schlechte Core Web Vitals Werte
Typische Gründe, warum Core Web Vitals nicht gut ausfallen, sind:
- Unoptimierte, zu große Bilder
- Zu viel JavaScript, das das Rendering blockiert
- Server mit langsamer Antwortzeit
- Fehlende Größenangaben bei Bildern und Videos, was zu Layout-Verschiebungen führt
- Ressourcen, die erst nachgeladen werden und das Seitenlayout beeinflussen
Core Web Vitals optimieren
Wenn Sie im ersten Teil verstanden haben, warum Core Web Vitals wichtig sind, stellt sich nun die Frage: Wie verbessern Sie diese Werte konkret?
Auch ohne Entwicklerteam im Rücken gibt es Möglichkeiten, die eigene Seite technisch deutlich benutzerfreundlicher zu gestalten – viele davon lassen sich mit den richtigen Tools und Maßnahmen auch für kleine Unternehmen umsetzen.
Ladegeschwindigkeit verbessern (LCP optimieren)
Largest Contentful Paint (LCP) ist oft das erste Problemfeld bei Webseiten kleiner Unternehmen. Ziel ist es, dass der größte sichtbare Inhalt innerhalb von maximal 2,5 Sekunden geladen wird.
Typische Ursachen für schlechten LCP:
- Große, unkomprimierte Bilder
- Langsame Serverantworten
- Zu viele Schriftarten
- Kein Lazy Loading
So verbessern Sie den LCP-Wert:
- Bilder optimieren: Verwenden Sie moderne Formate wie WebP und skalieren Sie Bilder exakt auf die Anzeigegröße. Tools wie TinyPNG, Squoosh oder ShortPixel helfen bei der Komprimierung.
- Serverleistung verbessern: Verwenden Sie einen performanten Hosting-Anbieter. Shared Hosting ist oft zu langsam – ein Wechsel auf LiteSpeed-Server oder ein guter WordPress-Hoster bringt meist spürbare Verbesserung.
- Lazy Loading aktivieren: Verzögern Sie das Laden von Bildern und iFrames, die nicht im sichtbaren Bereich liegen. Bei WordPress lässt sich das oft mit einem Plugin wie WP Rocket oder FlyingPress realisieren.
- Schriftarten lokal einbinden: Google Fonts oder andere Webfonts sollten lokal gehostet werden, um Ladeverzögerungen zu vermeiden.
- CSS und JS minimieren: Entfernen Sie ungenutzten Code, minifizieren Sie Dateien und reduzieren Sie die Anzahl an HTTP-Requests.
Ein CDN (Content Delivery Network) wie Cloudflare kann zusätzlich helfen, Inhalte schneller zu liefern – besonders bei überregionalem Traffic.
Interaktivität verbessern (FID optimieren)
Der First Input Delay (FID) misst, wie schnell eine Website auf die erste Nutzerinteraktion reagiert. Werte über 100 Millisekunden gelten als verbesserungswürdig.
Typische Ursachen für schlechte FID-Werte?
- Große JavaScript-Dateien, die blockierend wirken
- Lange Aufgaben im Haupt-Thread des Browsers
- Veraltete oder überladene Themes und Plugins (v.a. bei WordPress)
So verbessern Sie die FIDWerte
- JavaScript aufsplitten und verzögern: Tools wie WP Rocket oder Asset CleanUp helfen, JS-Dateien nur dort zu laden, wo sie gebraucht werden. Unnötige Bibliotheken (z. B. jQuery, wenn nicht genutzt) sollten entfernt werden.
- Code splitting verwenden (z. B. mit modernen Build-Tools wie Webpack), damit nur notwendiger Code initial geladen wird.
- Third-Party-Skripte minimieren: Tracking-Pixel, Facebook Pixel, Chat-Widgets – alles, was eingebunden wird, verlängert die Reaktionszeit. Nur das Nötigste laden oder per Consent-Banner nachladen.
- Interaktive Elemente priorisieren: Wenn Nutzer z. B. ein Kontaktformular zuerst sehen, sollte dessen JavaScript als erstes geladen werden.
Hinweis: Google plant, FID ab 2025 durch die neue Kennzahl INP (Interaction to Next Paint) zu ersetzen. Diese misst nicht nur die erste, sondern alle Interaktionen während des Besuchs. Wer heute FID optimiert, ist also auch für INP gut vorbereitet.
Layout-Stabilität verbessern (CLS optimieren)
Ein zu hoher Cumulative Layout Shift (CLS)-Wert entsteht, wenn sich Inhalte beim Laden unerwartet verschieben – z. B. durch Bilder ohne festgelegte Größe oder eingebettete Ads.
Typische Ursachen bei hohem CLS:
- Bilder ohne definierte Höhe/Breite
- Schriftarten, die beim Laden plötzlich das Layout verändern (FOIT/FOUT)
- Dynamisch nachgeladene Inhalte (z. B. Werbebanner, Popups)
So verbessern Sie den CLS Wert
- Feste Größen für Medien definieren: Stellen Sie sicher, dass alle Bilder, Videos und iFrames fixe
width
– undheight
-Angaben im HTML haben. So kann der Browser den Platz schon vor dem Laden reservieren. - Fonts stabil einbinden: Verwenden Sie
font-display: swap
, um Flash of Invisible Text (FOIT) zu vermeiden. Auch lokal gehostete Schriftarten verbessern die Stabilität. - Keine Popups oder Banner beim Laden anzeigen: Wenn unbedingt nötig, dann mit Animation und nach einem stabilen Layoutpunkt (z. B. nach dem First Paint).
- Sticky-Header stabilisieren: Viele Seiten verwenden Header, die beim Scrollen fixiert sind – diese sollten in der Größe nicht variieren und klar definiert sein.
Worauf Sie achten sollten, bevor Sie mit der Optimierung starten
Nicht jede Maßnahme passt zu jeder Website. Prüfen Sie zuerst, welcher der drei Core Web Vitals-Werte bei Ihnen am schlechtesten abschneidet. Tools wie PageSpeed Insights zeigen Prioritäten direkt an. Fokussieren Sie Ihre Energie dort, wo die größte Hebelwirkung besteht.
Außerdem: Behalten Sie die mobilen Werte im Auge. Google bewertet Ihre Seite mobil-first – ein Wert, der auf dem Desktop gut ist, kann auf Smartphones katastrophal ausfallen. Achten Sie bei allen Maßnahmen also immer auch auf die mobile Performance.
Core Web Vitals testen – so prüfen Sie die technische Qualität Ihrer Website
Um Core Web Vitals gezielt zu verbessern, müssen Sie wissen, wie Ihre Website aktuell abschneidet. Die Bewertung erfolgt über standardisierte Metriken und Tools, die entweder Labordaten oder reale Nutzerdaten auswerten.
Welche Tools sind geeignet?
Google PageSpeed Insights
Geben Sie einfach Ihre URL ein und erhalten Sie eine Auswertung Ihrer Ladegeschwindigkeit, Interaktivität und Layout-Stabilität – inklusive Core Web Vitals Bewertung. Das Tool kombiniert Laborwerte mit Felddaten aus dem Chrome User Experience Report.
Google Search Console
Im Bereich „Core Web Vitals“ sehen Sie, wie Ihre Website aus Sicht echter Nutzer performt. Google gruppiert Seiten nach Status („gut“, „Optimierung erforderlich“, „nicht bestanden“) und nennt die betroffenen URLs sowie die konkrete Metrik (z. B. LCP oder CLS).
Lighthouse im Chrome-Browser
Über die Entwicklertools („Untersuchen“ > „Lighthouse“) erhalten Sie tiefgehende technische Analysen – ideal für Einzeltests oder die Prüfung konkreter Problemseiten.
Web Vitals Extension
Diese Chrome-Erweiterung zeigt Ihnen die Core Web Vitals einer Seite in Echtzeit an, während Sie surfen. Besonders nützlich für Wettbewerbsanalysen oder schnelle Checks ohne Toolwechsel.
Was ist der Unterschied zwischen Labor- und Felddaten?
Labordaten werden unter kontrollierten Bedingungen simuliert. Sie eignen sich gut zur Ursachenanalyse, liefern aber keine echten Nutzererfahrungen.
Felddaten stammen direkt aus dem Chrome-Browser echter Nutzer. Google verwendet diese Werte für das Ranking, da sie die reale Nutzererfahrung besser widerspiegeln. Deshalb sollten Felddaten die Entscheidungsgrundlage für Ihre SEO-Optimierung sein.
Welche Seiten sollten überprüft werden?
Analysieren Sie nicht nur Ihre Startseite, sondern gezielt Seiten, die für Conversions oder Sichtbarkeit entscheidend sind:
- Hauptdienstleistungen oder Angebotsseiten
- Lokale Landingpages
- Blogartikel mit hohem Traffic
- Kontakt- und Buchungsformulare
Core Web Vitals gelten seitenbasiert. Ein gutes Ergebnis auf einer Seite verbessert nicht automatisch andere Seiten Ihrer Domain.
Was bedeutet „Core Web Vitals nicht bestanden“?
Wenn Google meldet, dass Ihre Seite die Core Web Vitals nicht besteht, liegt mindestens eine Metrik außerhalb der empfohlenen Grenzwerte:
- LCP über 2,5 Sekunden
- FID über 100 Millisekunden
- CLS über 0,1
In der Search Console sehen Sie die betroffenen URL-Gruppen und erhalten Hinweise, was verbessert werden sollte. Solche Warnungen zeigen echten Handlungsbedarf an – nicht nur für Rankings, sondern auch für die Nutzererfahrung.
Core Web Vitals überwachen
Ein einmaliger Test reicht nicht aus. Da sich technische Bedingungen, Inhalte oder das Verhalten Ihrer Nutzer verändern, sollten Sie die Core Web Vitals regelmäßig überwachen.
Wie sieht effektives Monitoring aus?
Google Search Console regelmäßig nutzen
Überprüfen Sie die Core Web Vitals-Berichte mindestens einmal im Monat. So sehen Sie, ob Optimierungen gegriffen haben oder neue Probleme auftauchen.
PageSpeed Insights protokollieren
Speichern Sie regelmäßige Tests als PDF oder Screenshots, um Entwicklungen im Zeitverlauf zu dokumentieren – gerade bei Relaunches oder Plugin-Wechseln.
Looker Studio Dashboard aufsetzen
Für Fortgeschrittene: Mit CrUX-Daten können Sie in Looker Studio ein Dashboard bauen, das den Verlauf Ihrer Metriken darstellt – praktisch bei mehreren Unterseiten oder Domains.
Wann lohnen sich kostenpflichtige SEO Tools?
Bei mehreren Projekten oder komplexen Websites bieten Tools wie GTmetrix, Pingdom oder SpeedCurve:
- Vergleich mobiler und Desktop-Werte
- Alert-Systeme bei Einbrüchen
- Historische Datenverläufe
- Visualisierung von Ladezeiten (Waterfall-Ansicht)
Für kleinere Unternehmen genügt meist die Kombination aus Search Console, PageSpeed Insights und punktuellen Lighthouse-Analysen.
Warum Monitoring ein Teil Ihrer SEO-Strategie sein sollte
Core Web Vitals wirken sich direkt auf Rankings, Absprungraten und Conversions aus. Doch Optimierung ist kein Einmalprojekt. Durch Monitoring erkennen Sie:
- ob Optimierungen die gewünschte Wirkung zeigen
- ob Updates oder neue Inhalte technische Probleme verursachen
- ob die Nutzererfahrung konstant auf einem hohen Niveau bleibt
Gerade kleine Unternehmen profitieren davon, sich regelmäßig mit der Performance ihrer wichtigsten Seiten auseinanderzusetzen. Eine technisch stabile Website unterstützt nicht nur die Sichtbarkeit bei Google, sondern stärkt auch das Vertrauen der Besucher in Ihre Marke.
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